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Blog einer Förderklassen-Lehrerin

Die Autorin dieses Blogs ist Lehrerin in einer Förderklasse. Zur Wahrung der Anonymität (v.a. der Schüler/innen) sind alle Namen geändert. Die in diesem Blog beschriebenen Vorkommnisse entsprechen jedoch der Realität!


Der Besuch der alten Dame ...

Bernhard Ursula am 18.6.2013
Di 18 Jun

Um der heutigen Hitze zu entfliehen, machten wir einen Ausflug in den Wald. Dort gibt es ein kleinen Bach, in dem man wunderbare Dämme bauen kann. Das Wasser ist so kalt , dass man sich darin herrlich erfrischen kann, aber nicht zu kalt, um nicht längere Zeit drinnen stehen zu können. Noch dazu ist diese Stelle völlig ungefährlich und übersichtlich.
Da dieser Platz auch nicht allzu schwer zu erreichen ist, waren wir natürlich nicht die einzigen, die die Idee hatten, hierher zu kommen. Es wimmelte nur so von Kindergartenkindern und Schülern.
In solch einem Trubel gibt es natürlich eine Menge Situationen, in denen es darum geht, wer zuerst wo war und wer wo spielen darf.
Jausenbrote werden gegessen und die Reste liegengelassen, Getränkeflaschen werden umhergeschossen und verschiedene Kleidungsstücke gehen verloren oder werden völlig verschlammt und nass wieder gefunden. Statt der erhofften Idylle im kühlen Wald gab es ein sehr reges Treiben von unfassbar vielen Kindern.
Mitten in diesem Trubel saßen wir also und behielten unsere Schüler mit Argusaugen im Blick, um ja keine eskalationsträchtigen Situationen zu übersehen.
Sehr oft mussten wir einschreiten, ermahnen,einen Platzwechsel arrangieren, beginnende Aggression eindämmen und spezielle Situationen mit den Schülern genauer besprechen.
Wir hatten den Eindruck,dass unsere Schüler in dieser Kindermenge als ziemlich mühsam herausstachen. Gleichzeitig bemerkten wir aber mmer wieder sehr anstrengende Kinder von anderen Schulklassen.
Auf einer Bank in etwa  zehn Meter Entfernung saß eine ältere Dame, die all den Kindern, Betreuern und Lehrern mit Interesse zuschaute.
Nach etwa einer Stunde stand sie auf, kam auf uns zu und meinte: "Das ist ja wirklich toll, wie sie ihre Schüler im Griff haben!"  Für mich war es sonnenklar, dass sie dies ironisch meinte, denn kurz davor war einer unserer Burschen gatschverschmiert an ihr vorbeigelaufen und hatte sie (zwar unbeabsichtigt) angespritzt (wofür er sich aber auch gleich darauf entschuldigte).
Ich begann also damit, irgendwelche Erklärungen für das Verhalten unserer Kinder zu geben, worauf mich die Dame erstaunt anschaute und mir schließlich erklärte, dass sie das absolut ernst gemeint hätte. Sie fände es toll, wenn alle Kinder so wären wie unsere und sie würde es sich wünschen, dass es mehr Lehrer von unserer Sorte geben würde.

Was will man mehr? Mein Kollege und ich spazierten jedenfalls völlig entspannt (und auch ein bisschen stolz ) zurück zur Schule ;-)


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