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Lexikon > Franklin-Methode


Die Franklin-Methode ist eine Bewegungslehre und zählt zu den Komplementärtherapien 12. Die Franklin-Methode hat ihren Ursprung im Tanz, sie findet heute Eingang alle Bereiche des Sports sowie in die Gesundheitsprävention und -rehabilitation. Franklin-Methode fügt sich aus Imagination, Bewegung, erlebter Anatomie und Berührung zusammen. Dabei hat sie ihren Schwerpunkt im mentalen Training: Mit der Hilfe von Gedankenbildern steigert die Franklin-Methode das Körper- und Bewegungsempfinden des Übenden und dadurch Kraft, Beweglichkeit und Koordination.

Bedeutung


Das Institut für Franklin-Methode in Wetzikon (Schweiz) bietet Workshops an, ferner die Ausbildung zum Diplom-Bewegungspädagogen der Franklin-Methode und zum Franklin-Methode Therapeuten. Diese Workshops sind offen für Personen aller Nationalitäten. Außer in der Schweiz gibt es die Ausbildung zum Bewegungspädagogen der Franklin-Methode in weiteren Ländern Europas (Niederlande, Deutschland) und in den USA 3. Sie ist auf drei beziehungsweise fünf Jahre angelegt. Absolventen der Ausbildung sind meist Personen mit sportfachlichem oder bewegungspädagogischem Hintergrund: Zum Beispiel Tanzpädagogen, Rhythmiker, Physiotherapeuten, Yoga-, Tai Chi- und Pilates-Lehrer, Sportlehrer und Leistungssportler. Franklin-Methode ist Lehrfach an europäischen und amerikanischen Universitäten, so an der Hochschule für Tanz und Musik in Köln (Deutschland), an der Universität Wien (Österreich) und an der Juillard School (New York, USA). Die Fachbücher über Franklin-Methode sind Standardliteratur an Tanzhochschulen wie am Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance in London. Die Franklin-Methode findet ferner die Anerkennung der Tanzmedizin, zum Beispiel der tamed Deutschland e.V., Darmstadt und der International Association for Dance Medicine and Science (IADMS)45. Außer Tänzern trainieren auch Sportler anderer Disziplinen in Franklin-Methode. Zum Beispiel 1987-1992 die Schweizer Nationalmannschaft im Kunstturnen und 2009 die Artisten des Cirque du Soleil 6. Der Schweizer Verband der Yogalehrer erkennt sie als Zusatzausbildung an 7. Franklin-Methode findet ferner Eingang in die Pilates-Methode.89 Die Schweizer Gesellschaft QualiCert (St. Gallen) sieht das Training mit Franklin-Methode seit 2011 als Gesundheitsvorsorge an, Schweizer Krankenkassen bezahlen Gruppenkurse in den Bereichen Beckenbodentraining, Rückengymnastik und Fitness 10. Darüber hinaus ist die Methode auf Wissenschaftskongressen präsent, in denen es um die Prävention- und Rehabilitation von Erkrankungen des Bewegungsapparates geht: 2011 beispielsweise beim 18e Symposium Romand de Physiothérapie in Lausanne (Schweiz), 2010 unter anderem beim Kongress des Niedersächsischen Turnerbundes, Wolfsburg (Deutschland).

Geschichte


Das Institut für Franklin-Methode besteht seit 1994, aber die Franklin-Methode gibt es seit den frühen 1980er Jahren, zunächst unter dem Namen "imaginative Bewegungspädagogik", später unter dem Namen des Gründers, Eric Franklin (
  • 1957, Schweiz), einem Sportwissenschaftler, Tänzer und Choreografen sowie Buchautor 111213 und Universitätsdozent. Die Franklin-Methode entwickelte sich aus der Ideokinese. Die New Yorkerin Mabel Ellsworth Todd (1874-1956) gründete diese Bewegungslehre in den 1930er Jahren 14. Das Wort "Ideokinese" kommt aus dem griechischen. "Ideo" heißt "Idee", "Kinesis" heißt Bewegung. In der Ideokinese geht es um das Erreichen von Beweglichkeit mit der Hilfe von Gedankenbildern beziehungsweise darum, mit bildhaften Vorstellungen die Koordination der Muskeln zu verbessern. In die Franklin-Methode fließen heute außer der Ideokinese u.a. die Sportwissenschaft, die Psychomotorik, fernöstliche Bewegungslehren, die Kinesiologie, die Alexander-Technik, die Feldenkrais-Lehre, Yoga und Pilates ein. Die Methode berücksichtigt Erkenntnisse aus dem Fachgebiet der Neuroplastitzität. Darunter versteht man, dass sich Synapsen, Nervenzellen oder Hirnareale verändern, je nachdem, wie man sie gebraucht.


Kennzeichen 1516


Franklin-Methode zeigt, wie innere Bilder die Qualität der Bewegung und wie mentale Denkmuster und Emotionen das neuro-muskuläres System beeinflussen. Sie sagt, wie Muskeln auch im Stress geschmeidig bleiben. Außerdem lehrt sie, wie über die gelebte Anatomie Fehlhaltungen vermieden und korrigiert werden. Sie vermittelt darüber hinaus, wie man Imaginationen direkt in der Bewegung kreativ anwendet und wie das Entwickeln individueller Bilder und Übungen langfristig zu körperlicher Wohlspannung führt. Die wichtigsten Kennzeichen sind daher:
  • Systematik der Imagination
  • Verkörperung
  • Lernspirale


Imagination


In der Franklin-Methode führen Visualisierungstechniken zu einem inneren Erleben der Anatomie. Die Methode unterscheidet u.a. anatomische, metaphorische, biologische und anatomisch-metaphorische Bilder.

Verkörperung


Dieser Begriff ist am Beispiel erklärbar: Die Wirbelsäule des Menschen hält ihn aufrecht, ihre doppelte S-Kurve ist die Momentaufnahme einer Welle. Nur über die Verkörperung einer Funktion reagiert das Nervensystem, was dann die Funktion verbessert: Sitze oder stehe und lasse das Gefühl von schwingenden Meereswellen und ruhigem Fließen in deine Wirbelsäule sickern. Zunächst nur in der Vorstellung. Dann, wenn Du die innere Welle immer deutlicher spürst, lasse eine feine Wellenbewegung auch äußerlich zu. Genieße die Meereswellen in der Wirbelsäule einige Minuten und komme dann äußerlich zur Ruhe. Innerlich spüre noch etwas nach.

Lernspirale


Der Schüler scannt eingangs des Trainings seinen Körper, dann plant er die Bewegung gedanklich (Feedforward). Schließlich entscheidet er sich für die Bewegung, begleitet diese mit einem Bild, mit einem bestimmten inneren Dialog oder der Lehrer berührt ihn. Wenn er die Lektion beendet, vergleicht er das Ergebnis mit der Ausgangssituation (Feedback). Gefällt dem Schüler Patienten das neue Gefühl, verankert er es in den Alltag, findet nach Möglichkeit sogar ein eigenes Bild für diesen neuen körperlichen Zustand.

Studien zur Effizienz von Imagination



Mentales Training


Über mentales Training im Sport und in der Medizin liegen zahlreiche Wirksamkeitsstudien vor. Alleine der Beitrag "Lernen durch Bewegungsvorstellung und -imitation" von Christian Dettmers und Violetta Nedelko, der in der Zeitschrift neuroreha 1/2011 erschien, bietet eine Übersicht über 95 Studien 17.
Eine Studie, die im Zusammenhang mit der Wirksamkeit von mentalem Training im Sport häufig zitiert wird, stammt aus dem Jahr 1943. Vandell et al. arbeiteten mit Basketballspielern, um herauszufinden, welchen Effekt das Visualisieren von Bewegungsabläufen auf die sportliche Leistungsfähigkeit hat: Diese Studie zeigte, dass mentales Training beim Korbwurf die Leistung ähnlich steigert, wie reales Training. Dazu wurden die Basketballspieler in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe übte den Korbwurf, die zweite Gruppe trainierte gar nicht, die dritte Gruppe übte in der Vorstellung. Jene, die nicht geübt hatten, stagnierten in ihrer Leistung. Das Ergebnis der beiden anderen Gruppen war: Ihre Fortschritte waren fast dieselben, sie betrugen 24 % (erste Gruppe) bzw. 23 % (dritte Gruppe). Die dritte Gruppe verbesserte also die Koordination im Körper alleine dadurch, dass sich die Personen das Wurftechnik-Training vorstellten 18.

Franklin-Methode


Franklin-Methode befasst sich mit Tanz Imagination. Forschung über die Tanz Imagination gibt es bereits seit Langem, sie zeigt, dass das Training mit mentalen Bildern die Leistung von Tänzern steigert und der Gesunderhaltung dient. Über Franklin-Methode liegen systematische Untersuchungen zur gesundheitsfördernden und leistungssteigernden Wirkung vor, auch außerhalb des Tanzsports. Die Imaginationen in Franklin-Methode gehen über das mentale Training im Sport hinaus. Die Gedankenbilder der Methode imaginiert man in Ruhe, also stehend, sitzend oder liegend und während Bewegung, also während Alltagstätigkeiten und während dem Sport. Das mentale Training im Sport findet dagegen statt, während man sitzt, steht oder liegt 19
Die Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Forschung in der Medizin (GESOMED) in Freiburg (Deutschland)ist auf die Evaluation von Maßnahmen zur Gesundheitsprävention spezialisiert. 2010 führte sie im Auftrag des Institutes für Franklin-Methode eine Längsschnittstudie durch, um den Präventionscharakter der Methode zu ermitteln. Das Gesundheitsverhalten der 191 Probanden verbesserte sich nachhaltig 20.
2008 wickelte man an der Loyola Marymount University in Los Angeles, Kalifornien zwei Studien zur Franklin-Methode ab: An der Studie "Franklin Method Images’ Affects on Jumping" von Teresa Heiland und Robert Rovetti nahmen 13 Tänzer teil. Die Studie ergab unter anderem, dass diese mit der Hilfe des metaphorischen Bildes sie schössen wie eine Rakete in die Höhe im Durchschnitt 4 cm höher als ursprünglich sprangen 21 Die Studie "Visual, Auditory, & Tactile Franklin MethodTM Images’ Affects on Plié Arabesques" von Theresa Heiland et al. ermittelte an 18 Tänzern, wie ein biologisches, ein metaphorisches und ein taktiles Bild einen Tanzschritt, die Plié Arabesque, beeinflussen. Es ergaben sich inter- und intraindividuelle Unterschiede in der Wirksamkeit der inneren Bilder, doch alle Tänzer steigerten ihre Leistung 22.
Ein Workshop in Franklin-Methode wurde an der Universität Wien neben Workshops in 11 anderen Präventionsmethoden in ein Forschungsprojekt mit insgesamt 252 Musikern einbezogen. In dem Projekt ging es um die Gesunderhaltung des Körpers trotz einseitiger beruflicher Belastung. Das Ergebnis: Franklin-Methode eignet sich besonders, die Eigenwahrnehmung während des Musizierens zu steigern sowie zur Besserung des Körpergefühls und sie lässt sich gut in den Alltag umsetzen 23.

Möglichkeiten und Grenzen


Die Franklin-Methode ist schülerzentriert, sie vermittelt dem Lernenden ein Konzept für Bewegungsqualität und Körpergefühl. Sie eignet sich für Personen jeden Alters, unabhängig vom sportlichen Leistungsstand. Der Dialog mit dem Körper geht in der Franklin-Methode von einfach bis komplex. Die Arbeit mit inneren Bildern ist pädagogisch strukturiert. Franklin-Methode fördert zudem die Kreativität und das Spielerische. Der Trainierende lernt Selbstwirksamkeit. Die Imagination muss systematisch, konsequent und eigenverantwortlich trainiert werden, wie jede andere sportliche Fähigkeit. Man muss bereit sein, das Training mit der Hilfe des Gedankenmuskels anzunehmen. Die Methode stößt an eine Grenze, wenn Jemand sich vor Veränderungen verschließt. Ein Franklin-Bewegungspädagoge muss ferner ein Gefühl dafür haben, wie er eine Person zur Imagination motiviert, sprich, er muss sie ins Erlebnis bringen können.

Einzelnachweise



[1] Dachverband Xund. Die natürlichen Methoden der Komplementärtherapie. http://www.xund.ch
[2] Halbach, Bettina: Fitte Füsse ein Leben lang. Zeitschrift für Physiotherapeuten 09/2011, S. 67-71
[3] Institut für Franklin-Methode, Wetzikon, Schweiz, http://www.franklin-methode.ch und http://www.franklin-methode.ch/default-sE.html
[4] International Association for Dance Medicine and Science, University of Oregon, USA, http://www.iadms.org
[5] Exner Grave Elisabeth (Hrsg): Tanzmedizin. Schattauer Verlag, Stuttgart, 2008, S.121 - 126
[6] Institut für Franklin-Methode, Wetzikon, Schweiz. http://www.franklin-methode.ch
[7] Schweizer Yogaverband, Bern, http://www.swissyoga.ch
[8] Westen, Robin: Methode Man, pilatesstyle, Januar/Februar 2010, S. 72 - 76
[9] Pilates Das Magazin: Franklin-Methode, Pilates Das Magazin 04 / 2011
[10] QualiCert, St. Gallen, Schweiz, http://www.qualicert.ch%20 http://www.qualicert.ch
[11] William H. Watkins und Eric Franklin: Breakdance. Contemporary Books, USA, 1984
[12] Franklin, Eric: Kraftvoller Auftritt. Tanzen mit Power und Perfektion. VAK Verlag GmbH, Kirchzarten bei Freiburg, 2. Auflage 2004
[13] Franklin, Eric: Tanz-Imagination. Stark im Ausdruck, perfekt in der Technik. Das Handbuch für Training und Bühne. VAK Verlag GmbH, Kirchzarten bei Freibur, 2.Auflage 2009
[14] Bernard, A., Stricker, U., Steinmüller, W.: Ideokinese - Ein kreativer Weg zu Bewegung und Körperhaltung. Huber, Bern, Göttingen, Toronto, Seattle, 2003
[15] Strauß, Roland: Die Kunst des Jetzt. Die Franklin-Methode. Synthese aus Imagination, Bewegung und erlebter Anatomie. Taijiquan Journal, 04/2011, S. 52-56
[16] Nauert, Martina: Die Franklin-Methode. Zeitschrift für Physiotherapeuten 7/2010, S. 30-31
[17] Dettmers, Christian und Violetta Nedelko: Lernen durch Bewegungsvorstellung und -imitation, neuroreha 01/2011 S. 24–31
[18] Vandell et al: The function of mental practice in the acquisition of motor skills. J Gen Psychol 29/1943:243-250
[19] Young, Lynnette Overby, Ph.D. an Jan, Dunn, M.S.: Dance Imagery Research: Implications for Teachers. The IADMS Bulletin for Teachers, Volume 3, Number 2, 2011, S. 9 -11
[20] Riemann, Klaus: Evaluation der Franklin-Methode,Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Forschung in der Medizin (GESOMED, 2010: http://www.gesomed.de
[21] Heiland, T. Rovetti, R. Which images and image categories best support jump height? In: Solomon R, Solomon J (eds): Abstracts of the 20th Annual Meeting of the International Association for Dance Medicine & Science 2010. Birmingham, UK: IADMS, 2010, pp. 74-75.
[22] Heiland, Theresa et al: Franklin Method® Images' Affects on Jumping, Loyola Marymount University; College of Communication Studies & Fine Arts; Dance Program; Los Angeles, CA, USA, 2008.
[23] Ass. Prof. Mag. Dr. Diketmüller, Rosa: Musik und Muskeln. Locker sein macht stark. Wege zu gesundem und bewusstem Musizieren. Evaluation Abschlussbericht. Projektleitung Prof. Walter Wretschitsch und Silvia Erdik. Universität Wien, Februar 2010, S. 12-13 und S. 62


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Franklin-Methode

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