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Mo 4 Mär

Da wir  jede Woche Elterngespräche haben, können wir dabei im besten Fall viel Gutes bewirken. Daher versuche ich mich ständig weiterzubilden, um die Gespräche möglichst sinnvoll zu führen.
Das Buch, das mich zu diesem Thema momentan begleitet, heißt: "Mit Familien reden" und wurde von drei amerikanischen  Familientherapeuten geschrieben.
Darin geht es vor allem darum, in den Familien die seit langem eingespielten Gesprächsmuster, die zu immer wieder kehrenden Konflikten führen, aufzuheben und zu ersetzen.
So wie in dem vor einiger Zeit erwähnten Buch "Der Dreh" von Steve de Shazer gilt auch hier der Ansatz, dass es nicht darum geht, spezielle Probleme innerhalb der Familie zu lösen. Viel mehr wird versucht, Kräfte zu mobilisieren, durch die die Familie fähig sein wird, selbst gute Wege zu finden.
Besonders stark wird in diesem Buch auf die unterschiedlichen Spezialisierungen der einzelnen Familienmitglieder punkto Wahrnehmung eingegangen. Während die Tochter vor allem das gesprochene Wort wahrnimmt, ist die Mutter vielleicht der visuelle Typ, den Mimik und Gestik besonders berührt, der Vater wiederum ist eventuell der kinästhetische Typ.
Die beschriebenen Fallbeispiele geben einen guten Einblick in diese Thematik.
Manche Konflikte, die in den Familien, mit denen wir zur Zeit zu tun haben, vorhanden sind, wurden mir durch dieses Buch klarer. Und das ist ja schon einmal ein Vorteil!
 


Fr 25 Jan ...

Mo 3 Dez Es ist zur Zeit üblich, dass Ärzte und unter diesen vorwiegend Gehirnforscher zum Thema Schule Stellung nehmen. Vieles von dem, was sie sagen oder schreiben, ist für uns Pädagogen interessant oder bestätigt Gedanken, die wir auf einer weniger wissenschaftlichen Basis formulieren. Auch das Buch "Lob der Schule", das ich kürzlich beim  Thema "Motivation" zitierte, ist von einem Arzt verfasst. Darin musste ich leider folgende Zeilen lesen: "Was Schulen derzeit im Bereich Sport und Bewegung anbieten, ist über weite Strecken lächerlich, sowohl quantitativ als auch qualitativ. Dort wo der Sportunterricht nicht ausfällt, erleben Schüler Auswüchse einer scheinbar unverwüstlichen Stoppuhr- und Metermaßmentalität. Vielfach ist das Fach [...] ein praktiziertes Relikt einer auf militärischen Drill ausgerichteten Ertüchtigungsideologie [...], bei dem einige Schüler glänzen , andere "Unsportliche" als abschreckendes Beispiel dienen und sich dem Gespött von Lehrkräften und Migtschülern ausgesetzt fühlen [...]" Da diese Zeilen vom Autor 2007 geschrieben wurden, lässt mich vermuten, dass er selbst als Kind Opfer eines solchen Turnunterrichtmodells gewesen sein muss. Das gibt ihm meiner Meinung aber nicht das Recht, über die jetzt arbeitenden Turnlehrer in dieser Art und Weise herzuziehen. Ich kenne viele hoch engagierter Sportlehrer, denen es am Herzen liegt, durch lustbetonten Unterricht Schüler zu mehr Bewegung zu motivieren. Diesen Lehrern zu unterstellen, dass sie Schüler ausspotten, finde ich wirklich schlimm,-vor allem im Hinblick auf jene Leser, die das Geschriebene als wahr hinnehmen und keine aktuelle Erfahrung mit Schule haben. Die Zeiten, in denen Dicke und Unsportliche ausgespottet wurden, gehören immer mehr der Vergangenheit an. Nachdem ich durch meine eigenen Kinder sehr oft mit Jugendlichen rede, stelle ich immer wieder begeistert fest, wie tolerant sich die heutige junge Generation gegenüber weniger Begabten verhält. ...

Mo 26 Nov

Zur Zeit wird ja viel über die tägliche Turnstunde in der Schule diskutiert.

Auch Unterrichtsministerin Schmied ist für mehr Sport, für die Umsetzung sei aber kein Geld da, meint sie.

Elternvertreter wollen daher, dass man  mehrere kurze Bewegungseinheiten in der Klasse durchführen sollte.
Das wiederum ist ein Zeitproblem, da wir innerhalb eines Vormittags unzählige Dinge mit den Kindern machen sollen, zu denen wir sowieso schon nicht kommen.

Insofern muss ich Schmied rechtgeben, wenn sie davon spricht, dass eine tägliche Turnstunde nur in einer Ganztagsschule möglich ist.

Ich finde es trotzdem so schade, dass Kinder heute fast alles in der Schule erledigen sollen. Dass sie am Nachmittag frei sind, sich selbst organisieren können und dabei selbstständig werden, ist heute nur noch eine romantische Träumerei.
Die Kinder werden verplant, eingeteilt und kontrolliert.

Viele Kinder haben heute nicht einmal mehr am Schulweg die Möglichkeit, nur für sich oder nur mit anderen Kindern zu sein, da sie mit dem Auto bis zum Schultor gebracht werden.(Hier wäre doch eine Bewegungseinheit möglich, liebe Eltern!)

Ich bin mir sicher, dass diese Erziehung zur "Unfreiheit"  Verhaltensauffälligkeiten unter Kindern fördert.


Di 20 Nov "Nichts kommt von alleine - auch nicht die Motivation." Das ist ein Zitat aus dem Buch "Lob der Schule" von Joachim Bauer, dem ich nicht zustimme. Als Arzt weiß er zwar wesentlich mehr über die neurobiologischen Vorgänge Bescheid, trotzdem bin ich überzeugt davon, dass die Motivation (zum Lernen) angeboren und bei jedem einmal prinzipiell vorhanden war. Beobachtet man Babys oder Kleinkinder, dann zweifelt man daran auch nicht mehr: Kinder sind von Beginn an zutiefst motiviert. Sie wollen erfahren, begreifen und erspüren. Dinge, die sie lernen möchten, wiederholen sie unzählige Male, scheinbar ohne Ermüdung. Niemand muss ein Kleinkind dazu motivieren, einen Gegenstand kennenzulernen, denn sie wollen ihn von sich aus mit allen Sinnen erfassen und tun das auch, wenn man sie nur lässt. Dass ihnen die Motivation schon in jungen Jahren ausgetrieben wird, ist die andere Seite der Geschichte: Immer wieder beobachte ich Mütter, die ihre winzigen Babys im Kinderwagen einfach schreien lassen, obwohl sie daneben stehen (und sich vielleicht gerade eine Auslage anschauen). "Wenn ich immer gleich reagiere, verwöhne ich mein Kind!", ist deren Meinung. Dass diese zutiefst verletzende und unsensible Haltung das Grundvertrauen ihres Kindes verletzt, ist ihnen sicher nicht bewusst. "Ich schreie laut und werde nicht erhört", denken sich diese Babys zwar nicht, spüren es aber umso mehr! Eine andere Beobachtung, die ich immer wieder mache: Mutter und Kind warten gemeinsam auf die Straßenbahn. Die Mutter tippt konzentriert in ihr Handy, während das Kind eine Frage stellt. Die Mutter bemerkt das gar nicht und reagiert erst nach der fünften Wiederholung der Frage mit einem genervten: "Jetzt gib doch einmal a Ruh!" Spätestens dann wenden sich die Kinder einem Verhalten zu, das auf möglichst wenig Widerstand stößt: z.B. vor dem Fernseher sitzen, mit dem Handy oder Nintendo spielen oder sich der weiten Welt der Computerspiele oder des Internets zuwenden. ...

Mo 29 Okt

Flora erzählte uns heute gleich in der Früh, dass ihr Vater (wohlsituiert!) gestern (wieder einmal) extrem betrunken war.

Dabei führte er sich in der Öffentlichkeit so peinlich auf, dass sich Flora fürchterlich genierte. Zuhause pinkelte er dann ins Badezimmer, weil er es nicht mehr aufs Klo schaffte. Die Mutter war auch dabei und konnte sich nicht entscheiden, ob sie es lustig findet oder sich scheiden lassen will.

Flora ist wohlgemerkt das Mädchen, das von seinen Eltern extrem kontrolliert wird und Probleme bekommt, wenn nicht alle Bleistifte perfekt gespitzt sind.

Unser letztes Gespräch mit den Eltern war ja eigentlich erstaunlich positiv.
Wie so oft kommt es aber vor, dass man sich zu früh freut.

Wenn diese Eltern wüssten, was wir alles über sie wissen!
Leider können wir sie damit aber nicht so konfrontieren, wie wir das gerne täten, weil das für Flora sehr ungute Folgen haben kann. Nachdem heute leider zu wenig Zeit war, werde ich Flora morgen fragen, ob SIE das will, dass wir mit ihren Eltern darüber reden. Manchmal sind Kinder nämlich sehr mutig!

Weiters hat Pino heute (wie so oft) plötzlich in die Hose gemacht und schrill geschrien. Seit einem 3/4 Jahr versuchen wir die WG (in der Pino lebt) davon zu überzeugen, dass er dringend eine Therapie braucht, weil er unter wahnsinnigen Ängsten und Wahrnehmungsstörungen leidet.
Aber die wollen davon nichts hören und tun so, als hätte Pino keine Probleme.
Das ist sehr komisch, wenn man Pinos Leben betrachtet, das zum Großteil aus Trennungen, Trauer und Ungewissheit besteht.
 
Es ist jedenfalls nicht so, dass ausschließlich unfähige Eltern schwerwiegende Fehler machen. Viel erschreckender finde ich es , wenn ausgebildete Pädagogen kein Gefühl für Kinder haben!


Di 9 Okt

Heute haben wir erstmals in diesem Jahr unsere "Raufzone" eingeführt, damit die Burschen ihre überschüssigen Kräfte loswerden können. (Auch Nika kämpft gerne mit, aber bei Mädchen hat man viel weniger das Gefühl, dass sie aufgrund von Bewegungsmangel unruhig werden.) Dabei gelten Regeln, die wir gemeinsam festsetzen und aufschreiben.

Wer sich nicht daran hält, wird vom Kampf ausgeschlossen und darf bei den nächsten drei Kämpfen nur zuschauen.
Einer der Schüler ist Schiedsrichter. Wenn dieser das abgemachte Codewort sagt, muss der Kampf sofort zum Stillstand kommen.

Ich finde es jedesmal schön, sie dabei zu beobachten, da sie sich dabei so sichtbar wohl und sicher aber sehr gefordert und stark fühlen.
Regelverstöße gibt es kaum.
Man braucht nicht einmal besonders viel Platz. Am besten eignet sich ein Teppich als Unterlage und somit kann man das auch in der Klasse machen. Denn in den seltesten Fällen ist der Turnsaal dann frei, wenn man ihn für so etwas dringend braucht.

Und nun gehe ich wieder einmal zu einem Seminar und hoffe, dass es sinnvoller ist als letztes Mal. 


Mo 8 Okt

Ich glaube, dass die Entwicklung zur lückenlosen Betreuung viele Nachteile für Kinder gebracht hat.
Ich kann mich erinnern, dass zu meiner Schulzeit das Wort "Schlüsselkind" mitleidige Blicke ausgelöst hat. Mittlerweile denk ich mir, dass diese Kinder wenigstens eine Privatsphäre hatten und nicht den ganzen Tag jemanden, der ihnen gesagt hat, wo es langgeht.
Die meisten unserer Schüler werden sogar vom Fahrtendienst von zuhause abgeholt und direkt zur Schule gebracht. Erstens würden alle die Bewegung dringend brauchen und zweitens ist es mir ein Rätsel, warum man den Kindern so wenig zutraut. (Es gibt ja auch viele Eltern, die ihr Kind mit dem Auto zur Schule bringen.)

Sobald Kinder einen Blödsinn machen, gibt es Erwachsene, die sich einmischen und Streit schlichten oder schimpfen oder helfen, etwas wieder gutzumachen.
Ich glaube, dass viele Kinder sich selbst nicht mehr spüren, weil sie viel zu selten mit sich alleine oder AUSSCHLIESSLICH mit anderen KINDERN zusammen sind.
Wenn sich Buben früher am Nachmittag getroffen haben, wird es sicherlich manchmal zu groben Raufereien gekommen sein, weil sie ihre Kräfte messen wollten und eine "Rangordnung" festgelegt haben. Aber das war gut so und vollkommen normal.

Abnormal ist die heutige Dauerkontrolle, die den Kindern die Möglichkeit nimmt, sich selbst "auszuprobieren" und dafür selbst verantwortlich zu sein.


Di 2 Okt Zu meinem heutigen Vormittag kann ich nur sagen, dass ich froh bin, noch alle Zähne zu haben und dass ich endlich eine Versicherung abschließen muss, die die  Kosten übernimmt, wenn ich neue Zähne brauche. Ralph ist TROTZ üblicher Medikamentendosis völlig ausgerastet, als ich sagte, dass er bei seinem Wort Farad das "h" und das zweite "r" einsetzen soll. Er schrie, dass ich diese zwei Buchstaben absichtlich ausradiert habe und er es  richtig geschrieben hat.  Wenn er einmal so anfängt, wird es echt kritisch. Der nächste Schritt ist immer, dass er einen der sauschweren Sessel nimmt und sich damit wild im Kreis dreht. Das ist schon einmal eine hohe Verletzungsgefahr für alle Umstehenden. Max war mit Sammy, Nika und Flora im Nebenraum  und bekam erst einmal nichts davon mit. Ich habe schließlich mit aller Kraft den tobenden Ralph am Boden niedergehalten. Bei ihm ist das wirklich hart, weil er jeden noch so kleinen Schlupfwinkel nutzt, um dem anderen irgendwie wehzutun: Er kratzt, beißt, tritt und macht eben diese  blitzschnelle Kopfbewegung nach hinten (gegen mein Gesicht). Pino und Julian waren extrem rührend und versuchten alles, um die Situation zu entschärfen. Julian brachte mir zum Beispiel eiligst die Malerrolle und sagte: "Wir malen ihn jetzt grün an!", worauf er von Ralph nur ein: "Verschwind, du beschissenes Arschloch!!" erntete. Schließlich schickte ich die beiden, um Max zu holen. Irgendwann war der Anfall vorbei und wir sehr froh darüber. Immer wieder unglaublich ist es, dass die Kinder unmittelbar nach so einem Vorfall rührend miteinander spielen und keinerlei Vorwürfe zu hören sind. Im Laufe des Tages machten wir noch einige Rollenspiele, um die unterschiedliche Wahrnehmungsmöglichkeit derselben Situation zu verdeutlichen. Situationen zum Nachspielen haben wir ja genug, denn jedes unserer Kinder hat seine spezielle Wahrnehmungsstörung. Nur Julian hat keine. ...


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