Mo
27 Mai
Das "Schreiben an besonderen Orten" ist eine Idee, die ich aus Bernd Badegrubers "kreativer Schreibschule" entnommen habe und immer wieder gerne umsetze.
Jene Schüler, die Probleme mit dem Verfassen von Texten haben, werden dadurch meist lockerer.
Als Vorübung gehe ich dafür mit den Schülern leise durch das ganze Schulhaus, wobei ich in jedem Stockwerk die Aufmerksamkeit auf einen gewissen Schwerpunkt lenke.
Im Erdgeschoß zum Beispiel sollen die Kinder auf all das achten, was sie sehen können: Was war schon immer da und ist mir noch nie aufgefallen (z.B. ein Feuerlöscher), welche Farben gibt es da, wen können wir sehen und was bewegt sich?
Im ersten Stock soll auf alles geachtet werden, was man hören kann: Hört man Stimmen aus den Klassen, ein Vogelgewitscher, eine Uhr ticken, eine Türe oder den Boden knarren usw.
Schließlich geht es im nächsten Stock darum, was man fühlen kann: Wie greift sich die Wand, der Boden, das Geländer an, was fühlt sich warm oder kalt an, ist der Boden rutschig oder bremsend, sitzt man hier hart oder gemütlich usw.
Nach dieser Sensibilisierungsphase gehen wir zurück in die Klasse. Jedes Kind bekommt nun ein Blatt Papier mit einem Klemmbrett oder Buch.
Nun dürfen die Schüler nochmals alleine durch das Schulhaus gehen und sich irgendeinen Platz suchen, bei dem sie sich für etwa 20 Minuten niederlassen. Während dieser Zeit sollen sie beschreiben, wo sie sich befinden und was sie gerade sehen, hören und spüren können.
Danach treffen sich alle in der Klasse und wer will, darf seinen Text vorlesen.
Das Schöne daran ist, dass die Kinder bei dieser Übung gerne viel schreiben und die Eindrücke meist recht interessant sind. Ein schimpfender Schulwart oder eine singende Schulklasse bleiben an so einem Tag sicher nicht unentdeckt ;-)