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Lexikon > Jeux Dramatiques


Die Jeux Dramatiques (französisch, deutsch "Ausdrucksspiele") sind eine 'nicht eingeübte' Form des Theaterspiels.

Herkunft


Der französische Pädagoge Léon Chancerel beschrieb 1936 in seinem Buch „Jeux Dramatiques dans l’Education“, dass es sich um Spiele handelt, die ermöglichen, durch Bewegung und Gebärde Gefühle und Beobachtungen auszudrücken. Chancerel kreierte diese Methode ursprünglich für Kinder und Jugendliche und ließ sich dabei von den Ideen des russischen Theaterpädagogen Konstantin J. Stanislawski inspirieren. Die Schweizer Theaterpädagogin Heidi Frei entwickelte die Methode weiter und übertrug sie auch auf die Arbeit mit Erwachsenen.
1972 wurde die ”Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Ausdrucksspiel” gegründet. Autorisiert von Heidi Frei gelangte ab 1973 die Methode auch nach Deutschland. Seit 1985 gibt es die deutsche „Arbeitsgemeinschaft Ausdrucksspiel aus dem Erleben e.V.”.

Hintergrund


Das Ausdrucksspiel ist dem Menschenbild der Humanistischen Psychologie verpflichtet, das den Menschen als ganzheitliches Wesen in Autonomie und Selbstverantwortung sieht. Dieser Ansatz geht u.a. davon aus, dass die Identifikation mit fremden Rollen ein menschliches Grundbedürfnis ist, denn bereits in der unserer Frühgeschichte gab es Formen des darstellenden Rollenspiels.

Möglichkeiten und Besonderheiten der Methode


Durch Bewegung und Gebärde kann inneres Erleben spielerisch ausgedrückt werden. Die einfache Art des Ausdruckspiels ist eine Alternative zum klassischen Theaterspiel. Es ermöglichst spielerisches Miteinander von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern.
Die Spielenden sprechen keinen Text. Er wird von Spielleitern begleitend gelesen. Dadurch können sich die Spielenden ganz auf ihre selbst gewählten Rollen konzentrieren. „Durch das Weglassen der Sprache können sich andere schöpferische Anteile frei entfalten“ (Heidi Frei). Es entsteht ein zweckfreier Raum, in dem die eigenen Gefühle und Bedürfnisse ausgedrückt, Entwicklungsprozesse angestoßen und die Fantasie angeregt werden. Einfühlungsvermögen und Selbstwahrnehmung werden durch das Hineinschlüpfen in neue, ungewohnte Rollen erweitert. Im geschützten Raum, den die Spielregeln bieten, können innere Spannungen und Aggressionen erlebt und abgebaut werden. Dabei entwickeln sich Selbst-, Sach- und Sozialkompetenzen.

Ausbildung


Die Ausbildung erfolgt berufsbegleitend für Fachkräfte in sozialen und/oder pädagogischen sowie therapeutischen Berufen. Sie wird in Deutschland, Österreich und der Schweiz angeboten. Betont wird die Erlebnis- und Selbsterfahrungsorientierung.
Inhalte:
  • Grundprinzipien und Aufbaustrukturen
  • Spielarten, z. B. Einstiegsspiele, Spiele zu Text (Märchen, Prosa, Bilderbücher, Gedichte, Biblische Themen), Spiele zu Musik und Bilder, freie Spiele
  • Entwickeln von Angeboten für die pädagogische und therapeutische Praxis
  • Zielgruppenorientierte Aufbaustrukturen
  • Eigene Anleitung mit didaktischer und methodischer Reflexion
  • Leitungskompetenz
  • Gruppenpädagogik
  • Anwendung der Methode in Gruppen und Verarbeiten von Erfahrungen aus der Praxis
  • Zielgruppen- und themenorientierte Spezialisierung (z.B. in Kindergarten, Schule, in Einrichtungen der Jugendarbeit, in der Heil- und Sonderpädagogik oder in der Religionspädagogik
Les Jeux Dramatiques lassen sich grundsätzlich gut mit anderen Methoden verbinden.

Literatur


  • Arbeitsgemeinschaft Jeux Dramatiques: Ausdrucksspiel aus dem Erleben 1 Zytglogge, . . . . 1984. ISBN 978-3-72960-184-0
  • Heidi Frei: Ausdrucksspiel aus dem Erleben 2 Zytglogge, . . . . 1990. ISBN 978-3-72960-341-7
  • Marion Seidl-Hofbauer: Jeux Dramatiques in der Grundschule - Soziales Lernen durch das Ausdrucksspiel Brigg, . . . . 2009. ISBN 978-3-87101-329-4
  • Gabriele Weiss: Wenn die roten Katzen tanzen ... Jeux Dramatiques für sozial- und heilpädagogische Berufe Lambertus, Freiburg 1999. ISBN 3-7841-1139-4


Weblinks


  • [http://www.jeux.de Arbeitsgemeinschafft Jeux Dramatiques Deutschland e.V.]
  • [http://www.jeuxdramatiques.at jeuxdramatiques.at]
  • [http://www.jeux.at Österreichische Arbeitsgemeinschaft Jeux Dramatiques]
  • [http://www.jeuxdramatiques.ch Schweizerische Arbeitsgemeinschaft Jeux Dramatiques]
  • [http://odenwaldinstitut.de Odenwald Institut, Wald-Michelbach - Veranstaltungsort einiger Kurse für Jeux Dramatiques]
  • [http://www.schoenbrunn.de/akademie/ Akademie Schönbrunn, Veranstaltungsort einiger Kurse für Jeux Dramatiques]
  • [http://www.jeux-dramatiques.ch]



Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Jeux_Dramatiques

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