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Blog einer Jung- Lehrerin

"Die Autorin dieses Blogs beginnt im September 2013 mit dem Unterrichten. Zur Wahrung der Anonymität (v.a. der Schüler/innen) sind alle Namen geändert. Die in diesem Blog beschriebenen Vorkommnisse entsprechen jedoch der Realität!


Start in den Oktober

Wolf Ida am 30.9.2013
Mo 30 Sep

4 Wochen sind geschafft!!

Ich habe meine zwei ersten Elterngespräche hinter mir, die beide recht gut gelaufen sind. Manuel und ich arbeiten immer besser zusammen, was die Arbeit deutlich erleichtert. Nachdem er letzte Woche angeboten hat, technisches Werken zu übernehmen - ein Fach, bei dem ich liebend gerne zusehe und selbst noch etwas lerne - hat er das heute das erste Mal gemacht. Ich war in dieser Stunde für die beiden Integrationskinder zuständig, die heute da waren, Hasan und Leila. Während Hasan die meiste Zeit fast einschläft, weil er zuhause laut Angaben der Eltern täglich bis nach Mitternacht fernsehen darf, ist Leila ständig unterwegs. Nachdem sie eine Woche lang gefehlt hat, hat sie so ziemlich alles vergessen, was Manuel ihr vorher über Benehmen in der Klasse, am Gang etc. beigebracht hat. 

Meine eigentliche Sorge gilt allerdings eher einigen meiner VS-Kinder. Nach vier Wochen glaube ich deutlich zu bemerken, dass mindestens drei von ihnen eigentlich noch nicht schulreif sind. Leonie und Luca können sich die Buchstaben noch immer nicht merken - 4 Buchstaben, die wir seit 3 Wochen erarbeiten - egal, auf welche Weise ich ihnen zu helfen versuche. Luca weint etwa einmal pro Stunde wegen irgendetwas, sei es, weil er hingefallen ist, ihn jemand geschubst hat oder er irgendetwas vergessen hat, das er nicht vergessen wollte. Sein Sozialverhalten erinnert im Allgemeinen an ein Kindergartenkind, was mir besonders während der Stunde auffällt, wenn er keine zwei Minuten lang stillsitzen kann. 

Leonie wiederum ist ein sehr soziales Kind, das sich viel mit unseren Kindern mit Behinderung beschäftigt und ihnen oft hilft. Gleichzeitig aber fehlt es ihr an Konzentration und Basisfähigkeiten, die für die Schule notwendig sind, z.B. der Simultanerfassung bis 3. 

Das dritte Kind ist Paulina. Sie wirkt in ihrem ganzen Wesen viel jünger, als sie ist und stellt fast jede Frage doppelt. Weise ich sie etwa auf eine Regel hin, die in der Schule gilt, schürzt sie die Lippen und schmollt, ganz egal, wie oft wir diese Regel schon besprochen haben. Sowohl Paulina als auch Leonie sind in den ersten beiden Schulwochen erst sechs geworden. Da frage ich mich, welchen Vorteil irgendjemand daraus gezogen hat, dass sie früher eingeschult wurden: sie bekommen langsam, aber sicher mit, dass sie bei den meisten Dingen langsamer als die anderen Kinder sind. Ich fühle mittlerweile den Druck, sie zu neuem Stoff mitnehmen zu müssen, bevor sie wirklich bereit sind. Und die Eltern werden früher oder später auch damit konfrontiert werden müssen. Wäre es da nicht besser gewesen, diesen verspielten Mädchen noch ein Jahr im Kindergarten zu gönnen anstatt sie vorzeitig in die 1. Klasse zu stecken?


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