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Blog einer Förderklassen-Lehrerin

Die Autorin dieses Blogs ist Lehrerin in einer Förderklasse. Zur Wahrung der Anonymität (v.a. der Schüler/innen) sind alle Namen geändert. Die in diesem Blog beschriebenen Vorkommnisse entsprechen jedoch der Realität!


Die Sommerferien sind da!

Bernhard Ursula am 28.6.2013
Fr 28 Jun

Es ist einfach wunderschön, die Möglichkeit zu haben, neun Wochen lang auszuschlafen und abzuschalten.

Der Lehrerberuf macht es mir möglich, mich jedes Jahr um diese Zeit wie ein Kind zu fühlen. Vor mir die große Freiheit - scheinbar endlos lang.

Nicht die Ferien für die Lehrer sollten gekürzt , sondern für alle anderen verlängert werden.
Leider ist dieser Gedanke nur ein naiver Wunschtraum, - aber es wäre so schön, wenn auch alle Nichtlehrer in diesen Hochgenuss kommen könnten.
Alleine die Möglichkeit, mit den eigenen Kindern den Sommer stressfrei verbringen zu können, trägt enorm viel zur Familienidylle bei.
Hätten alle so viel Urlaub, würde dies vermutlich eine friedlichere Gesamtatmosphäre bewirken.

Aber ich will realistisch bleiben: Viel eher wird es irgendwann so sein, dass auch Lehrer in den Sommerferien arbeiten müssen.
Und solange das noch nicht so ist, genieße ich jeden einzelnen Ferientag in vollen Zügen und fange ganau jetzt damit an!


 


Vom Ausmisten & Horten

Bernhard Ursula am 27.6.2013
Do 27 Jun

Was die Schule betrifft, gehören das Ordnen und Ausmisten zu meinen liebsten Tätigkeiten.
In den ersten zehn Jahren meines Lehrerdaseins habe ich Materialien gesammelt, gehortet und hergestellt. Und seit einigen Jahren versuche ich mehr und mehr zu reduzieren.
Viele Dinge schauen nämlich viel besser aus als sie tatsächlich sind. Manche Materialien liegen seit Jahren ausgearbeitet im Kasten und wurden bis jetzt nie von mir verwendet.
Ein gutes Beispiel dafür sind die Sachunterrichtsmaterialien der Reihe "Das will ich wissen". Für mich steht fest, dass darin vorwiegend Dinge stehen, die man nicht wissen will - schon gar nicht als Volksschullkind. Fachbegriffe, von denen ich noch nie gehört habe, sind darin Standard. Einfache Sachverhalte werden verkompliziert und in die Länge gezogen und die Texte sind langatmig und uninteressant. Alle Schüler, die in der Freiarbeit Sachunterrichtsthemen auf diese Art und Weise erarbeiten müssen, tun mir leid! Das einzig Verwendbare daran sind die Bilder und jene Beschriftungskärtchen, die ein Minimum an Text aufweisen.
So versuche ich also, ausschließlich solches Material zu besitzen, welches Freude und Sinn macht und mich von allem anderen zu trennen. Das ist natürlich leichter gesagt als getan, denn von manchem trenne ich mich jedes Jahr aufs Neue  n i c h t , obwohl ich es noch nie gebraucht habe ;-)
Die Tatsache, dass es so  teuer war oder so viel Arbeit gemacht hat, hält mich nämlich leider doch davon ab, es auszumisten.
Glücklicherweise schaffe ich es aber von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr, die Materialien auf das Wesentliche zu reduzieren und damit Ballast abzuwerfen!

 


Wenn ich richtig mitgezählt habe, dann ...

Bernhard Ursula am 26.6.2013
Mi 26 Jun

... war das heute der 180.Schultag dieses Schuljahres.

Wie jedes Jahr vor dem Sommer kann man wieder in vielen Zeitungen lesen, dass die Lehrer für viel zu wenig Arbeit  viel zu viel verdienen.

Wäre ich momentan nur Elternteil, würde ich mir genau das Gleiche denken:
Meine Tochter wurde z.B. vorgestern mit allen anderen Schülern gleich in der Früh entlassen, da das Schulfest aufgrund des schlechten Wetters ins Wasser fiel. Für die Schüler war das natürlich eine willkommene Abwechslung. Es wird wahrscheinlich auch für keinen Elternteil ein Problem gewesen sein, das eigene Oberstufenkind unbetreut zu wissen, aber berechtigterweise stellt sich die Frage: Ist das nicht die bezahlte Arbeitszeit der Lehrer?
Ja, das ist sie! ... und die organisatorischen Arbeiten, die jene Lehrer an diesem Vormittag erledigt haben, hätten sie normalerweise erst nachmittags erledigen können.
Viele Lehrer, die ich kenne, nützen die Vormittage der letzten Woche dazu, um zu ordnen. Währenddessen lassen sie die Schüler eine DVD anschauen.
Mir persönlich wäre das so unbeschreiblich peinlich, wenn einer meiner Schüler zuhause davon berichten würde. Abgesehen davon finde ich es schlecht, wenn Kinder bereits am Vormittag vor dem Fernseher sitzen.
Mir persönlich macht es gerade am Schluss Spaß, mit den Schülern all die Dinge zu tun, zu denen man sonst zu wenig kommt.
Es gibt unzählige Spiele, die lustig sind, die Gemeinschaftsgefühl erzeugen und die ohne Vorbereitung durchführbar sind. Die Kinder freuen sich darüber und sind dadurch sehr angenehm. Schlussendlich geht man mit einem schönen Gefühl in die Ferien, weil man mit den Schülern eine lustbetonte Woche verbracht hat, an die sich alle gern erinnern.




 


Lehrermangel?

Bernhard Ursula am 25.6.2013
Di 25 Jun

Eine mir bekannte junge Lehramtsstudentin des letzten Semesters ist seit längerem darum bemüht, zu erfahren, an welcher Schule sie im September anfangen soll. Nachdem sie keinerlei Rückmeldungen erhielt, war sie persönlich beim Stadtschulrat. Dort erfuhr sie, dass es keine Stellenangebote mehr gibt.
Das ist natürlich merkwürdig, wenn man auf der anderen Seite Fälle kennt, in denen jemand dringend einen Teampartner brauchen würde oder sogar solche Fälle, bei denen ganze Klassen aufgelöst werden, weil die zugehörigen Lehrer ausfallen und angeblich nicht mehr nachbesetzt werden können.
Das ganze Gerede von einem zukünftig besseren Bildungssystem sollte also niemand allzu ernst nehmen: Die unzählige Zusatzaufgaben,die seit neuestem erledigt werden müssen, werden in Zukunft von weniger Lehrern abgearbeitet. Das wird dazu führen, dass es noch mehr frustrierte Lehrer gibt, die sich alleingelassen und überfordert fühlen. Integrationsklassen, die nur deswegen gut funktionieren konnten, weil  zwei Lehrer darin standen, werden demnächst vermutlich nur noch von einer Lehrkraft geführt. Diese hat dann zwei Möglichkeiten: Entweder sie lässt alle Kinder zu kurz kommen und bringt Tag für Tag emotions- und ziellos hinter sich oder sie bekommt möglichst schnell einen Nervenzusammenbruch, um sich weiteren Frust zu ersparen.


Mo 24 Jun

Während der gemeinsamen Ordnungs-und Aufräumarbeiten lasse ich jedes Mal das vergangene Schuljahr gedanklich an mir vorbeiziehen. Auf manches bin ich stolz, weil es wirklich gut gelungen ist. Andere Sachen waren der totale Reinfall, obwohl ich dachte, dass es gut funktinieren würde. Aber aus Misserfolgen lernt man ja bekanntlich!

Manche Schüler sind jetzt die letzten Tage bei mir in der Klasse und werden dann in eine neue "Schulwelt" wechseln. Als Volksschullehrein zählen die eigenen Schüler zu den Menschen, mit denen man am häufigsten und intensivsten zusammen ist. Mir fällt es trotzdem nicht schwer, sie zu entlassen, selbst wenn sie mir besonders ans Herz gewachsen sind. Anscheinend stellt man sich innerlich von Anfang an darauf ein, dass man diese jungen Menschen nur einen kurzen Abschnitt lang begleitet.
Kommen sie mich später besuchen, freue ich mich darüber sehr, aber  ich bin auch nicht enttäuscht, wenn sie es nicht tun und erwarte es nicht.

Nachdem wir nun schon unsere neuen Schüler kennengelernt haben, weil sie bei uns schnuppern waren, spüre ich in mir bereits wieder einen gewissen Ehrgeiz, diesen Kindern einerseits möglichst viel beizubringen und ihnen andererseits zwei sehr schöne Schuljahre zu ermöglichen.

Es ist sehr entlastend, in den nächsten zwei Monaten nichts mit schwierigen Fällen zu tun haben zu müssen. Aber es ist mir bewusst, dass genau diese Menschen, um die es dabei geht,  leider keine Pause von ihrem mühsamen Leben haben. Daher werde ich in den kommenden Sommerferien weiterhin für eine sehr belastete Familie da sein, falls sie mich braucht.


Des einen Leid, des anderen Freud ...

Bernhard Ursula am 21.6.2013
Fr 21 Jun "Wie soll ich das die nächsten 40 Jahre aushalten?", fragte mich heute eine liebe Kollegin, die ihr zweites Dienstjahr hinter sich hat. Sie ist eine von denen, die zur Zeit täglich 11 Stunden in der Schule ist und dann noch immer das Gefühl hat, dass sie eigentlich länger bleiben müsste, weil es noch so viel zu tun gibt. Würde sie der Schulwart nicht "hinausschmeissen", wäre sie vermutlich auch noch spätabends in der Schule anzutreffen. Vormittags macht sie einen gut vorbereiteten Unterricht, sofort nach der Schule hat sie einige KDL-Gespräche mit den Eltern und Kindern, danach muss sie jede Menge Papierkram erledigen und schließlich bringt sie die Klasse in Ordnung und kontrolliert die Schul-und Hausübungen.  Wenn sie die Schule um 18.30 verlässt, hat sie noch nichts gegessen und keine einzige Pause gemacht und das ist ihr bis dahin nicht einmal aufgefallen. Zuhause bereitet sie den nächsten Schultag vor. Eigentlich arbeitet sie mit einer Begleitlehrerin zusammen. Von der sieht sie aber nur am Vormittag etwas und dann geht diese gleichzeitig mit den Schülern nachhause. Ein paar Mal hat meine Kollegin  versucht, sie auf dieses Ungleichgewicht anzusprechen. Dann reagierte ihre Begleitlehrerin jedes Mal mit einer Ausrede, die sie mit freundlichem Gesicht präsentierte. Zur Direktion petzen gehen will meine Kollegin nicht, daher strudelt sie sich weiterhin alleine ab. Dies ist nur eine von vielen ähnlichen Geschichten unter Lehrerkollegen. Gerade am Schulanfang und gegen Schulschluss werden diese Missstände besonders deutlich. Während die einen kurz vor dem Ausbrennen sind und nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht, liegen die anderen gemütlich in der Sonne und bekommen dafür das gleiche Gehalt. Diese unkollegialen Lehrer sind genau diejenigen, die für das miese Lehrerbild in der Gesellschaft verantwortlich sind. Leider gibt es jede Menge solcher fauler Exemplare und leider kommen sie damit jahre-bis jahrzehntelang durch. ...

Erfolgserlebnis

Bernhard Ursula am 20.6.2013
Do 20 Jun

Nach dem gestrigen aüßerst mühevollen Vormittag beschlossen wir, heute in der abgedunkelten Klasse zu bleiben, um hitzebedingte Eskalationen zu vermeiden.
Die Idee war gut, da der Tag sehr friedlich verlief. 
Zuerst schrieben wir ins Erlebnistagebuch und klebten die Fotos ein, die ich von unseren letzten Ausflügen gemacht habe. Schließlich ließ ich die Kinder entscheiden, wie der restliche Tag - abgesehen von den Pausen - gestaltet werden sollte. Sie entschieden sich für ein Quiz und bildeten drei Gruppen. Die Fragen stellte ich und als Schriftführer wechselten sich die Kinder ab.
Ohne es zu merken, verbrachten wir damit zwei volle Stunden und selbst dann wollten die Kinder weitermachen. Ich bestand allerdings auf eine Pause, da mir schon keine passenden Fragen mehr einfallen wollten.
Wie schon vor einigen Tagen war ich auch heute davon sehr angetan, wie viel sich die  Schüler von dem gemerkt haben, was ich ihnen im Laufe des Jahres im Bereich Sachunterricht  erzählt habe. Wenn das in punkto Rechtschreiben und  Rechnen auch so gut funktionieren würde, wäre ich hochzufrieden.
Zumindest weiß ich, dass ich diese Bereiche in irgendeiner Form interessanter gestalten muss, um ein ebensolches Erfolgserlebnis zu spüren!


Hitze-Freud & -Leid

Bernhard Ursula am 19.6.2013
Mi 19 Jun

Die Hitze, die ich persönlich sehr gerne habe, wird nicht von allen Menschen gut vertragen.
Auch unsere Schüler scheinen darunter zu leiden, denn obwohl sie heute einerseits sehr träge waren, so benahmen sie sich andererseits äußerst streitlustig und "geladen".
Unsere Hauptaufgabe bestand daher heute nur darin, die erhitzten Gemüter unserer Schüler zu besänftigen und schwitzende, kämpfende Körper "auseinanderzusortieren".
Ich muss zugeben, dass ich unter diesen Umständen auch nicht mehr fähig war, der Hitze etwas Positives abzugewinnen. Ich wollte nur noch nachhause in die abgedunkelte Wohnung.
Dort bin ich jetzt und genieße es! Gerade steigt auch wieder mein Bedürfnis, mich der sommerlichen Wärme hinzugeben und deswegen ins Bad zu gehen.
Das Kindergeschrei dort ist zum Glück keines, um das ich mich kümmern muss!
 


Der Besuch der alten Dame ...

Bernhard Ursula am 18.6.2013
Di 18 Jun Um der heutigen Hitze zu entfliehen, machten wir einen Ausflug in den Wald. Dort gibt es ein kleinen Bach, in dem man wunderbare Dämme bauen kann. Das Wasser ist so kalt , dass man sich darin herrlich erfrischen kann, aber nicht zu kalt, um nicht längere Zeit drinnen stehen zu können. Noch dazu ist diese Stelle völlig ungefährlich und übersichtlich. Da dieser Platz auch nicht allzu schwer zu erreichen ist, waren wir natürlich nicht die einzigen, die die Idee hatten, hierher zu kommen. Es wimmelte nur so von Kindergartenkindern und Schülern. In solch einem Trubel gibt es natürlich eine Menge Situationen, in denen es darum geht, wer zuerst wo war und wer wo spielen darf. Jausenbrote werden gegessen und die Reste liegengelassen, Getränkeflaschen werden umhergeschossen und verschiedene Kleidungsstücke gehen verloren oder werden völlig verschlammt und nass wieder gefunden. Statt der erhofften Idylle im kühlen Wald gab es ein sehr reges Treiben von unfassbar vielen Kindern. Mitten in diesem Trubel saßen wir also und behielten unsere Schüler mit Argusaugen im Blick, um ja keine eskalationsträchtigen Situationen zu übersehen. Sehr oft mussten wir einschreiten, ermahnen,einen Platzwechsel arrangieren, beginnende Aggression eindämmen und spezielle Situationen mit den Schülern genauer besprechen. Wir hatten den Eindruck,dass unsere Schüler in dieser Kindermenge als ziemlich mühsam herausstachen. Gleichzeitig bemerkten wir aber mmer wieder sehr anstrengende Kinder von anderen Schulklassen. Auf einer Bank in etwa  zehn Meter Entfernung saß eine ältere Dame, die all den Kindern, Betreuern und Lehrern mit Interesse zuschaute. Nach etwa einer Stunde stand sie auf, kam auf uns zu und meinte: "Das ist ja wirklich toll, wie sie ihre Schüler im Griff haben!"  Für mich war es sonnenklar, dass sie dies ironisch meinte, denn kurz davor war einer unserer Burschen gatschverschmiert an ihr vorbeigelaufen und hatte sie (zwar unbeabsichtigt) angespritzt (wofür er sich aber auch gleich darauf entschuldigte). ...

Mein Hochgefühl hält weiter an ...

Bernhard Ursula am 17.6.2013
Mo 17 Jun

Mein Hochgefühl hält weiter an, was sicherlich auch mit den nahenden Ferien zu tun hat.
Aber abgesehen davon freute ich mich auch über unsere klugen Schüler.
Heute blieben wir nämlich trotz (oder eher wegen der) Hitze in der Klasse und ließen das vergangene Jahr Revue passieren.
Einerseits erinnerten wir uns mit den Kindern an alle gemeinsamen Unternehmungen und andererseits wollte ich wissen, was von all dem, was wir "unterrichtet" haben, hängen geblieben ist.
Und erfreulicherweise konnten und kannten unsere Schüler viele Dinge, die sie zu Schulbeginn eben noch nicht "intus" hatten.
Vor allem im Sachunterricht haben wir anscheinend gute Arbeit geleistet. Diejenigen, die uns verlassen, bekommen einen guten Grundstock des Wissens mit und werden sich im kommenden Schuljahr in ihrer neuen Klasse zumindest in diesem Bereich nicht blamieren.
Wir glauben, dass es gerade für unsere Schüler enorm hilfreich sein kann, wenn sie sich in schulischen Belangen sicher fühlen.
Jedes Buch, das sie schon kennen, jede Frage, die sie beantworten können und jedes Wort, das sie selbstverständlich richtig schreiben können, kann ein kleines Erfolgserlebnis bewirken. Dadurch wird ihr Selbstbewusstsein gestärkt und die Kinder müssen ihre Unsicherheit nicht mit Aggression überspielen.
Und daher bemühen wir uns wirklich sehr darum, interessant und "unvergesslich" zu unterrichten.
An manchen Tagen ist uns das nachweislich gelungen und das finde ich schön!


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