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Blog einer Jung- Lehrerin

"Die Autorin dieses Blogs beginnt im September 2013 mit dem Unterrichten. Zur Wahrung der Anonymität (v.a. der Schüler/innen) sind alle Namen geändert. Die in diesem Blog beschriebenen Vorkommnisse entsprechen jedoch der Realität!


Elternarbeit...

Wolf Ida am 1.11.2013
Fr 1 Nov

Das dritte Elterngespräch steht mir bevor und ich muss sagen: ich habe jetzt schon genug davon. Zweimal sind die Eltern auf mich zugegangen und haben um ein Gespräch gebeten. Die letzten beiden Male bin ich über eine Stunde mit besorgten Müttern zusammengesessen, die aber offenbar gar kein richtigen Anliegen hatten. Tatsächlich wirkte es eher so, als wollten sie kontrollieren, ob bei uns alles korrekt läuft, was mir ein bisschen Magenschmerzen bereitet. Ich finde eigentlich, dass es nicht notwendig ist, innerhalb der ersten paar Schulwochen bei der Lehrerin auf der Matte zu stehen, ohne dass etwas Besonderes vorgefallen ist. Natürlich kann gefragt werden, wie es dem Kind in der Schule geht, aber eine Stunde lang darüber zu sprechen, finde ich dann doch etwas übertrieben. Bei beiden Müttern hatte ich außerdem das Gefühl, dass sie ihr Kind selbst nicht ganz einschätzen konnten – sämtliche Berichte, was die Kinder in der Schule so treiben, wurden mit einem verwunderten Augenbrauenheben quittiert und der betonten Aussage, so kenne man das Kind gar nicht. Da frage ich mich: wie benehmen sich die Kinder zuhause? Oder sind es eher die Eltern, die ihre Kinder in Schutz nehmen wollen, weil sie eben keine perfekten 6-Jährigen sind (wenn es so etwas überhaupt gibt)?

Was mir am meisten zu denken gibt, ist dieses Gefühl des Kontrolliertwerdens. Eltern sind die Experten für ihre Kinder, keine Frage. Am allermeisten natürlich am Anfang, bevor ich als Lehrerin die Kinder überhaupt richtig kennengelernt habe. Aber gleichzeitig bin ich doch die Expertin für Unterricht? Eltern, die in der Früh in den 3. Stock steigen, um mir zu sagen, ihr Sohn habe sich jetzt die Buchstaben gemerkt, weil man so viel geübt habe (im Unterricht kann er sie aber noch immer nicht), finde ich etwas anstrengend. Mütter, die mir nahelegen, den Kasten zu verschieben, damit wir eine Schaukel in die Klasse hängen können, finde ich noch anstrengender. Und Mütter, die mir um 7:45 ein Buch in die Hand drücken mit der Aussage, ich solle es doch bitte in den Unterricht einbringen, das würde ihrem Sohn so gefallen, bringen mich auf die Palme. Am schlimmsten aber finde ich die Textnachrichten (ohne auch nur einem Gruß am Anfang) mit der Bitte um ein Gespräch, wo ich doch gerade erst in einem Elternbrief an den Sinn des M i t t e i l u n g s h e f t s erinnert habe. In solchen Momenten frage ich mich, ob ich nicht viel eher eine Ausbildung für die Auseinandersetzung mit den Eltern bräuchte als für die mit den Kindern...
Und ob meine Freundin, die auch eine 1. Klasse übernommen hat, nicht recht hat mit ihren Anstrengungen (die ich bisher immer übertrieben gefunden habe), den Eltern ihrer Schulkinder nur ja nie ihre private Handynummer zu geben.


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