Suchmenü einblenden

Blog einer Jung- Lehrerin

"Die Autorin dieses Blogs beginnt im September 2013 mit dem Unterrichten. Zur Wahrung der Anonymität (v.a. der Schüler/innen) sind alle Namen geändert. Die in diesem Blog beschriebenen Vorkommnisse entsprechen jedoch der Realität!


Höflichkeit

Wolf Ida am 6.11.2013
Mi 6 Nov

Nach besagter Textnachricht von letzter Woche war der Vater von Paulina heute zum Gespräch eingeladen. Davor habe ich geschlagene sechs Tage lang überlegt, warum er wohl kommen könnte, wie ich Paulina (der es meiner Meinung nach bisher gut in der Schule ging) Unrecht getan haben könnte, ohne es zu bemerken oder wie ich den Vater sonst so verärgert haben könnte, dass er mich per SMS nicht einmal grüßt. Nebenbei habe ich Gesprächsregeln für schwierige Gespräche studiert, mir Argumente für und gegen alles überlegt, über das er möglicherweise sprechen wollen könnte und habe mich bemüht, trotz meines Ärgers über die unpersönliche Kontaktaufnahme nicht mit negativen Gefühlen ins Gespräch zu gehen. 

Dann kam der Vater und nach etwa 30 Sekunden bemerkte ich, dass ich das alles umsonst getan hatte. In Wahrheit wollte mir der Vater folgendes sagen: 

1. Paulina geht es toll und sie fühlt sich in der Klasse sehr wohl. 

2. Sie erzählt zuhause begeistert von der Schule, manchmal aber unzusammenhängend. 

3. Er findet es ganz großartig, wie ich die Kinder motiviere und was ich in meinem Unterricht zulasse und unterstütze. 

Ich bemerkte außerdem noch folgende Dinge: 

1. Paulinas Vater ist ein sehr lieber Vater, der sich über seine Tochter Gedanken macht und das Beste für sie will. 

2. Er kann sich offenbar einfach nicht besonders gut ausdrücken. Die SMS war ganz bestimmt nicht böse gemeint. 

Das waren sehr schöne und positive Rückmeldungen, über die ich mich sehr gefreut habe. Noch besser wäre es allerdings gewesen, ohne mir tagelang Gedanken machen zu müssen, welchen Fehler ich gemacht haben könnte. Da sieht man, wohin eine fehlende Anrede, auch in einer SMS, führen kann - und genau deshalb versuche ich immer, bei Nachrichten an die Eltern einen freundlichen Ton zu treffen. Auch, wenn es um eher unangenehme Dinge geht, denn mit einer höflichen Anrede und einer freundlichen Ausdrucksweise mache ich es dem oder der anderen leichter, auf das einzugehen, das ich gerne möchte. Das fällt mir nicht immer leicht, aber jetzt weiß ich wieder, warum ich mich überwinden muss. 

Und jetzt freue ich mich, dass Paulina so gern in die Schule geht (was das wirklich Wichtige an dem heutigen Gespräch war)!

 


Permalink


Loggen Sie sich ein, um diesen Blog-Eintrag zu kommentieren und Kommentare zu lesen
(Kommentare nur für Expert*innen zugänglich).

Zum Login


Sie sind hier: Blog

Weitere bestNET.Portale

powered by T3consult
Datenschutz-Erklärung