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Mi 19 Jun

Die Hitze, die ich persönlich sehr gerne habe, wird nicht von allen Menschen gut vertragen.
Auch unsere Schüler scheinen darunter zu leiden, denn obwohl sie heute einerseits sehr träge waren, so benahmen sie sich andererseits äußerst streitlustig und "geladen".
Unsere Hauptaufgabe bestand daher heute nur darin, die erhitzten Gemüter unserer Schüler zu besänftigen und schwitzende, kämpfende Körper "auseinanderzusortieren".
Ich muss zugeben, dass ich unter diesen Umständen auch nicht mehr fähig war, der Hitze etwas Positives abzugewinnen. Ich wollte nur noch nachhause in die abgedunkelte Wohnung.
Dort bin ich jetzt und genieße es! Gerade steigt auch wieder mein Bedürfnis, mich der sommerlichen Wärme hinzugeben und deswegen ins Bad zu gehen.
Das Kindergeschrei dort ist zum Glück keines, um das ich mich kümmern muss!
 


Mo 29 Apr "Emphatie" ist unseren Schülern nicht nur bedeutungsmäßig ein Fremdwort (das muss auch kein Volksschüler wissen!) , sondern vor allem im lebenspraktischen Bereich etwas, das in ihrer Gefühlswelt nicht vorhanden zu sein scheint. Wie man in dem Buch "Das Gedächtnis des Körpers" von Joachim Bauer lesen kann, sind "bisherige Beziehungserfahrungen in Nervenzell-Netzwerken des Gehirns gespeichert. Seelische Gesundheitsstörungen haben ihre Basis in der Fehl-bzw. Unterfunktion funktioneller Schaltkreise, insbesondere des für kognitive und emotionale Leistungen verantwortlichen limbischen Systems, wobei diese durch frühe sozioemotionale Ereignisse eingeprägt sind...." und weiter: "Das Gestalten von zwischenmenschlichen Beziehungen funktioniert überwiegend über implizites, also automatisch angewandtes Wissen, das heißt unbewusst und es ist für das explizite Nachdenken nicht oder nur mit Mühe zugänglich." Dass das wirklich zutrifft, erlebe ich zur Zeit leider sehr stark in unserer  Klasse. Die Schüler aktivieren ständig festgefahrene  Verhaltensmuster, die ihnen Schwierigkeiten bereiten und haben eigentlich keine Ahnung warum. Mit ihnen darüber zu reden, erscheint innerhalb des Klassenverbandes zumeist vollkommen sinnlos, da sie davon offensichtlich überfordert sind und es in ihnen nur Widerstand auslöst. Der tägliche Umgang mit den anderen Kindern der Förderklasse (die ebensolche Probleme haben), trägt dazu bei, noch mehr negative Muster kennenzulernen. Gute Psychotherapeuten könnten solchen Kindern wahrscheinlich helfen. Kein einziger unserer Schüler macht eine Therapie, zwei warten seit Monaten auf einen Therapieplatz. Ich habe momentan das Gefühl, dass ich den Kindern in ihrer Persönlichkeitsentwicklung überhaupt nicht weiterhelfen kann, weil das Ausmaß an herrschender Aggression und Selbsthass in unserer Gruppe unbewältigbar  ist. So hanteln wir uns zwar von einem Tag zum nächsten, erleben miteinander ...

Fr 22 Mär

Der Großteil der Kinder, mit denen wir arbeiten, wird sehr schnell sehr aggressiv.
Aber eben nicht alle. Manche sind extrem rastlos und dadurch im großen Klassenverband kaum integrierbar oder so distanzlos, dass sie schnell anecken.

Was sich für mich aber immer mehr herauskristallisiert:
Genau diejenigen, die grauenhaft schimpfen und auf andere losgehen, sind die Supersensiblen.
Nachdem sie gerade noch "F*** deine Mutter " geschrien und andere körperlich attackiert haben, lechzen sie innerlich danach, in den Arm genommen zu werden und zu kuscheln.
Sie sind genau die, denen es nicht zu uncool ist, wie ein Kleinkind am Schoß zu sitzen und sich bemuttern zu lassen. Sie lieben das und sie brauchen es. Im Vergleich dazu gibt es Kinder, die in ähnlich schwierigen Verhältnissen leben und damit besser zurechtzukommen scheinen.
Diese zeigen kein aggressives Verhalten und können sich den Gegebenheiten besser anpassen. Sie zählen viel weniger oft zu denen, die den Körperkontakt suchen oder die danach gieren, verbal bestätigt zu bekommen, dass sie gemocht werden. 
Die Intensität der Gefühle scheint also in beide Richtungen (positiv und negativ) je nach individueller Stärke gleich weit auszuschlagen.
Ein wesentlicher Vorteil an der Arbeit mit der Kleingruppe ist, dass man so nah an den Kindern dran ist und deswegen auch die andere Seite kennenlernt. Nur dadurch ist es dann möglich, das Positive zu verstärken und damit die Aggressionen zu vermindern.


Mi 20 Mär

Wie jedes Jahr haben wir heute eine Polizeistation besucht.
Diesen Lehrausgang lieben die Kinder und auch ich bin immer gerne dabei.
Bis jetzt war jeder Polizist, der diese Führung übernommen hat, auffallend nett und bemüht.
Je mehr die Kinder probieren und mitmachen dürfen, desto interessanter ist es natürlich.

Heute bekamen die Schüler einen wirklich tollen Einblick - angefangen von der Büroarbeit bis hin zur Verhaftung mit Handschellen. Vieles wurde nachgespielt und da wir so wenige sind, kam auch jeder oft dran.
Am Ende des Tages gab es von jedem Kind ein "Foto hinter Gittern" und außerdem bekamen die Kinder die Möglichkeit, sich in der Gummizelle so richtig auszutoben.
Abgesehen davon, dass dieser Lehrausgang sehr informativ und abwechslungsreich ist, finde ich es toll, dass er nichts kostet. Ein tolles Angebot also.

Eine Gummizelle wäre übrigens nicht nur in Polizeistationen sinnvoll.
Mit einer etwas liebevolleren Bezeichnung würde eine solche Räumlichkeit in manchen Schulen sehr hilfreich sein. Bei tobenden Kindern hat man ja vor allem Angst, dass sie sich selbst und andere in Gefahr bringen. In diesem Raum könnten sie mit vollem Körpereinsatz herumtollen - entweder um angestaute Wut loszuwerden oder einfach nur so zum Spaß. Der angenehme Effekt, dass man in kurzer Zeit seinen gesamten Körper "ausgetestet", gespürt und beansprucht hat, würde insofern nachwirken, dass man danach ein ausgeglicheneres Körpergefühl hat. Und davon haben ja viele Kinder heute zu wenig.


Fr 15 Feb Seit Jahren führe ich Gespräche mit Eltern, deren Kinder als besonders schwierig gelten. Dabei taucht für mich immer wieder folgende Frage auf: " Warum lässt man die Kinder bei manchen Themen nicht einfach in Ruhe?" Typische Beispiele dafür wären Streitereien zwischen Eltern und Kind, weil das Kind keine Hausschuhe anziehen will immer wieder Chaos in seiner Schultasche hat seine Mahlzeiten nicht aufisst oder nichts kosten will abends im Bett liegt und ständig nach der Mama ruft, obwohl es doch längst schlafen sollte ... Zu diesen Beispielen habe ich folgendes zu sagen: das Kind findet Hausschuhe unangenehm und soll einfach barfuß oder in Socken gehen. das Kind schafft es noch nicht, Ordnung zu halten, deswegen muss ihm  dabei mehr geholfen werden. das Kind weiß genau, wann es satt ist und es soll ihm diese wunderbare Fähigkeit bitte nicht abgewöhnt werden. Wenn ein Erwachsener nicht kosten will, lässt man ihm doch auch seinen Willen. das Kind ist nicht müde und wird zu früh ins Bett gelegt oder das Kind braucht noch ein Abendritual (vorlesen, kuscheln,...), um gut einschlafen zu können. Kritische Erzieher sehen in meinen Ansichten natürlich die Gefahr, dass dem Kind sein Wille gelassen und es somit verwöhnt wird. Tatsächlich ist es aber so, dass Kinder sich ernst genommen fühlen wollen. Lässt man sie also Verantwortung übernehmen, zum Beispiel über das eigene Sättigungs-, Müdigkeits- oder Körpergefühl- wird es auch eher lernen, Verantwortung bei anderen Dingen, wie der Ordnung in der Schultasche, zu übernehmen. (wobei es natürlich Chaoten gibt, die das nie lernen). Kein Kind möchte miese Stimmung in der Familie haben, aber viele Kinder wehren sich unbewusst gegen die ständigen Bevormundungen, indem sie auch dort keine Verantwortung übernehmen, wo sie von ihnen plötzlich doch verlangt wird. Das heißt also: Rebellieren Kinder, so muss der Erwachsene sein Verhalten zum Kind ändern. ...

Mi 13 Feb

"Lob der Schule" war das erste Buch, das ich von dem Mediziner Joachim Bauer gelesen habe.
Wie bereits vor einiger Zeit erwähnt, konnte ich damit überhaupt nichts anfangen und fand es schlicht und einfach schlecht.
Im Buchgeschäft entdeckte ich nun kürzlich das Buch  "Das Gedächtnis des Körpers", durch  dessen Untertitel  "Wie Beziehungen und Lebensstile unsere Gene steuern"  ich mich angesprochen fühlte. Ich kaufte es, obwohl ich bemerkte, dass Joachim Bauer auch der Autor dieses Buches ist.
In kürzester Zeit habe ich dieses Buch nun regelrecht verschlungen, da es Joachim Bauer wunderbar gelingt, sein medizinisches Wissen in einfache Worte zu verpacken. Komplizierte Sachverhalte werden von ihm darin  so klar und interessant dargestellt, dass auch ich als absoluter Laie ein Verständnis für die Vorgänge im Gehirn entwickeln konnte. Für Pädagogen, die mit schwierigen Kindern arbeiten, kann dieses Buch sicher sehr hilfreich dabei sein, die Verhaltensweisen dieser Kinder verstehen zu lernen.
Gleichzeitig wird man positiv gestimmt, da Bauer immer wieder darauf hinweist, dass die Spuren im Gehirn, die durch negative Érfahrungen gemacht wurden, beispielweise durch Therapie so verändert werden können, dass die Lebensqualität des Betroffenen stark verbessert wird.

Somit weiß ich jetzt, dass ich nicht nur meinen Schülern, sondern auch Autoren eine zweite Chance geben kann.
Allerdings finde ich es ratsam, wenn Ärzte in ihrem Bereich bleiben und uns mit ihrem medizinischen Wissen erfreuen. Lehrer schreiben ja auch keine Bücher über Gehirnforschung- und das ist auch gut so!

 


Di 4 Dez Gestern hat es auf Puls 4 eine Diskussion über die neue Aufklärungsbroschüre "Ganz schön intim" vom Unterrichtsministerium  gegeben. Diese  Broschüre soll  den Pädagogen, die mit 6-12 jährigen Kindern arbeiten, bei der Aufklärungsarbeit behilflich sein. Sie bietet  Gesprächsanlässe, Spiele und Arbeitsblätter zum Thema. So werden zum Beispiel die Möglichkeiten aufgezählt,  woher denn überhaupt die Kinder kommen. Eine davon wird zum Beispiel  folgendermaßen beschrieben: „Manche Männer geben ihr Sperma einfach weiter an eine Bekannte oder eine gute Freundin, die gerne schwanger werden möchte. Dann verabreden sich die Beiden. Er gibt den Samen zum Beispiel in ein Glas und sie führt sich den Samen in die Scheide ein. [...] Ob später derjenige, von dem der Samen ist, sich auch um das Kind kümmern und Vater sein will, hängt davon ab, was er und die Mutter vorher verabredet haben [...]“ Die hinter diesen Zeilen stehende Ideologie ist leicht zu erkennen. Anscheinend soll schon den Kleinsten vermittelt werden, dass Kinder wie in der Viehzucht je nach  Bedarf produziert werden können. In der Sendung kam es außerdem  zu einer heftigen Debatte, ob denn nun homosexuelle Paare genauso gute Eltern sein können  wie heterosexuelle.  Die wilden Wortgefechte zwischen verkrampften Konservativen und mindestens ebenso verkrampften Linken bewirkten natürlich keine Annäherung. Ich hätte gerne folgendes dazu beigetragen: Das optimale Lebensmodell für Kinder gibt es kaum. Es besteht aus sich innig liebenden Eltern, die dieses Kind miteinander gezeugt haben. Sie lieben dieses Kind, verhalten sich ihm gegenüber wertschätzend und bieten ihm eine anregende, glückliche Kindheit ohne Gewalt jeder Art. Dabei wirken diese Eltern durch ihr Verhalten zueinander und anderen Menschen gegenüber als gutes Vorbild. Diese optimalen Bedingungen können sehr viele Eltern nicht bieten, da sie zum Beispiel - getrennt sind und das Kind somit auf harmonisch zusammenlebende Eltern verzichten muss. ...

Di 27 Nov

Ralph hat Max und mich heute dermaßen auf die Palme gebracht, dass wir momentan nicht mehr weiter wussten.
Das Ganze passierte kurz vor Schulschluss und das war auch gut so.
Da wir nämlich gleichzeitig eine Riesenwut auf Ralph hatten, gab es keine Möglichkeit für uns, an die anderen "abzugeben".
So etwas sollte eigentlich nicht passieren (und ich kann mich auch nicht erinnern, dass uns das jemals zuvor  passiert ist).

Aber, wie gesagt, wir hatten Glück. Denn Ralph wurde abgeholt, und wir konnten unserer Wut zunächst einmal freien Lauf lassen, indem wir ausgiebigst über ihn schimpften.
Gleichzeitig schmiedeten wir schon schreckliche Konsequenzen, denn Ralph war eindeutig zu weit gegangen: übelste Beschimpfungen, lautes Geschrei und körperliche Attacken gegen uns.

Zufällig hatten wir genau danach unsere Supervisionsstunde und das war das Beste, was uns passieren konnte!

Unsere großartige Supervisorin schaffte es, schon nach wenigen Minuten unsere Wut abzubauen und mit uns konstruktive Sichtweisen und Lösungen zu erarbeiten.
Und wie jedes Mal verließen wir die Stunde heiter und zuversichtlich.

Klingt wie ein Zauber, fühlt sich auch so an und ist absolut empfehlenswert!


Mi 7 Nov

Heute hat die Abschiedsfeier für Nika stattgefunden. Die war richtig rührend.

Wir haben gesungen, gespielt und zum Schluss hatte sogar jeder ein kleines Geschenk für sie.
Diese Feier zeigte mir wieder einmal, dass Kinder von Förderklassen Gefühle in allen Extremen ausleben.
Als Lehrer fühlt man sich hier oft sehr geliebt und wertgeschätzt.
Von einem Moment auf den anderen kann diese Zuneigung aber in zornigen Hass umschlagen. Dabei wurden mir schon übelste Schimpfwörter an den Kopf geworfen.
Lässt man die Kinder in diesen Momenten einfach in Ruhe, kann man jedoch sicher sein, dass nach einiger Zeit eine Entschuldigung folgt, die wirklich von Herzen kommt.

Auch Nika war im letzten Jahr in unzählige Streitereien verwickelt und teilte oft schrecklich aus, verbal und körperlich.
Ihr heute aber dabei zuzuschauen, wie sie sich von jedem Einzelnen mit persönlichen Worten verabschiedete und ihn innigst umarmte, war einfach schön.
Dass sie in der nächsten Schule wieder Probleme wegen ihres aggressiven Verhaltens bekommen wird, konnte man sich dabei kaum vorstellen.
Vielleicht haben wir ja auch ein bisschen dazu beigetragen, dass es ihr in Zukunft besser geht.


Fr 14 Sep Heute wurde mir im Werkunterricht wieder einmal bewusst, welche wahnsinnige Verantwortung man als Lehrer hat! Ich bin sicher nicht geschaffen für dieses Fach, aber die Kinder lieben es und ich freu mich ja, wenn sie sich freuen! ABER es macht mich einfach nervös, wenn sie mit den Sägen herumhantieren. Egal wohin ich gerade schaue, sehe ich dann vor meinem geistigen Auge den abgeschnittenen Finger oder die tiefe Schnittwunde. In meiner gesamten Lehrerlaufbahn (und das sind immerhin 15 Jahre) habe ich im Werkunterricht noch nicht einmal ein Pflaster für ein Kind gebraucht, aber das macht mich auch nicht ruhiger. Mir tun wieder einmal alle normalen Volksschullehrer leid, denn sie müssen im Werkunterricht mindestens doppelt so viele Kinder wie ich unter Kontrolle haben. Ich erinnere mich auch daran, dass das bei mir immer die Stunden waren, die ich völlig verschwitzt beendet habe: Erstens ist es körperlich anstrengend (denn die wenigsten Kinder schaffen es allein), zweitens sind die Werkstücke im Aufbau oft komplizierter als man wollte, drittens ist man selber so konzentriert (beim Anleitung lesen), dass man dabei vergisst, dass man eigentlich die aufkommende Unruhe verhindern sollte und dann ist es passiert: Während man selbst gerade verzweifelt ein abgebrochenes Laubsägeblatt zu erneuern versucht (und bereits die nächsten 3 Kinder darauf warten), rennen einige Kinder wild umher, weil sie nicht mehr weiter wissen, während 4 andere Kinder ein monotones : Uschi!, Uschi!, Uschi von sich geben, weil sie eben schon wissen wollen, wie es jetzt weitergeht. Und komischerweise vergeht die Zeit in diesem Fach NICHT schnell, sondern es zieht sich unendlich. - Also-eindeutig nicht mein Fach! Dafür war es heute schön, die Erlebnishefte mit den Fotos vom Wald zu bekleben und Texte dazuzuschreiben. Diese Hefte werden immer toll und am Ende des Jahres ist es eine riesengroße Bildersammlung von gemeinsamen Erlebnissen. Am Wochenende werde ich ein paar Experimente ausprobieren, ...

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